Gefährlicher Zeckenbiß?
Zecken gehören aufgrund der acht Beine und eines panzerähnlichen Hinterteils zu den Spinnentieren. Die Schildzecke ist weltweit verbreitet und bevorzugt den Wald und Waldrandgebiete. Leider sind Zecken auch Überträger gefährlicher viraler und bakterieller Erkrankungen.
___________________________________________
Lebensbedingungen der Zecken
In ihren Ruhephasen und zur Überwinterung leben Zecken im Erdreich und unter Laubhaufen. Aktiv werden sie im feuchtwarmen Klima, also besonders im Frühsommer und im Herbst. Alle paar Monate benötigt die Zecke eine Blutmahlzeit, zu der sie kleinen Nagern und anderen Wildtieren des Waldes, aber auch Katzen, Rindern und leider uns Menschen auflauert. Bei der Blutmahlzeit kann sie sich selbst mit Krankheitserregern infizieren und diese wiederum an uns Menschen weiter übertragen.
___________________________________________
Zunahme der Zeckeninfektionen
In den letzten Jahren ist ein kontinuierlicher Anstieg der Zecken-Durchseuchungsrate mit Krankheitserregern zu beobachten.
So sind bundesweit im Jahre 2006
541 Menschen an FSME (Frühsommer-Meningoenzephalitis) erkrankt, im Jahre 2005 waren es noch 420 Krankheitsfälle, und 2004 erst 274 .
In Bayern haben sich die FSME-Erkrankungen ebenfalls von 102 Fällen in 2004 auf 188 Fälle im Jahre 2006 fast verdoppelt. Mittlerweile sind zwei Drittel der bayerischen Landesfläche als FSME-Risikogebiete ausgewiesen.
Borreliosekrankheiten werden deutlich häufiger diagnostiziert. In Bayern werden jährlich 8.000 bis 10.000 Krankheitsfälle registriert. Hier sind 20 – 40 % der Zecken mit Borrelien infiziert (beachte die Unterschiede in den jeweiligen Regionen). Nach einem Zeckenbiß beträgt die Krankheitswahrscheinlichkeit 2 – 4%.
___________________________________________
FSME (Frühsommer-Meningoenzephalitis)
Nach einem Biss durch eine infizierte Zecke zeigen sich zunächst grippeähnliche Symptome mit mäßig hohem Fieber (<39°C), Kopfschmerzen, Schwindel oder Erbrechen. Nach einer Krankheitspause von 1 (-3) Wochen kann es dann zur Gehirnentzündung (Enzephalitis) mit hohem Fieber, Kopfschmerzen, Übelkeit, Schwäche, Müdigkeit, (bei Kleinkindern auch typisch:) Bauchschmerzen kommen. Bei circa 30% der Erkrankten entwickeln sich vorübergehend oder dauerhaft Nervenausfälle, Lähmungen, Krampfanfälle bis hin zum Koma. Die FSME-Erkrankung verläuft in 1% tödlich.
Therapie: die FSME Erkrankung ist eine Viruserkrankung gegen die es keine wirksame Medikamente gibt. Daher ist bei Aufenthalt in Hochrisikogebieten eine rechtzeitige Impfung ab dem erstem Lebensjahr und in Risikogebieten ab dem dritten Lebensjahr zu empfehlen. Für Bayern, Baden-Württemberg und Österreich besteht eine allgemeine, öffentliche Impfempfehlung.
___________________________________________
Borreliose
Borrelioseinfektionen zeigen beim Menschen ganz unterschiedliche Krankheitszeichen. Das häufigste Symptom im Kindesalter ist die Wanderröte (Erythema migrans) (70%). Sie entsteht 1-3 Wochen nach einem Biß und breitet sich ringförmig von der Bißwunde ausgehend nach aussen aus. Seltener zeigt sich ein Lymphozytom, als derbe, gerötete, schmerzlose Schwellung, meist am Ohrläppchen, manchmal an Brustdrüse oder Hoden. Im späteren Stadium der Neuroborreliose findet man plötzliche halbseitige Gesichtslähmungen (Fazialisparese), Nervenschmerzen, Sensibilitätsstörungen oder Hirnnervenausfälle (Meningitis / Neuritis). Schwer therapierbare Spätkomplikation sind schmerzhafte Gelenksentzündungen.
Therapie: Borrelien sind Bakterien, die durch Antibiotika vernichtet werden. Bei einfachen Hauterscheinungen ist die 10-tägige Gabe von antibiotischen Säften ausreichend, bei schwereren Krankheitsformen werden die Medikamente über die Venen verabreicht.
Merke:
- Je früher eine Zecke entfernt wird, desto geringer die Erkrankungsgefahr (denn diese steigt mit der Saugdauer des Insekts). Dabei die Zecke möglichst nicht quetschen. Gute Hilfsmittel sind eine "Zeckenkarte", Zeckenschlingen oder Zeckenpinzetten (s.u.).
- je früher die antibiotische Behandlung begonnen wird, desto günstiger ist die Heilungsrate.
___________________________________________
Krim-Kongo-Fieber in der Türkei
Eine weitere gefährliche Infektionskrankheit nach Zeckenbissen ist das Krim-Kongo-Fieber. Ursprünglich wurde es auf der Halbinsel Krim (Russland) und in Zentralafrika gefunden. Neuerdings wird die Viruserkrankung auch vermehrt aus der Türkei gemeldet, besonders in der Region nahe dem Schwarzen Meer.
Das Krim Kongo Fieber zeigt sich durch allgemeine Grippesymptome, wie Unwohlsein, Fieber, und Kopfschmerzen, drei bis sieben Tage nach einem Zeckenbiss. Im weiteren Verlauf können Blutungen im Mundbereich (Lippen, Gaumen), blutiger Husten, sowie Blutungen anderer innerer Organe auftreten (hämorrhagisches Fieber).
Vorbeugung: Bitte beachten Sie beim Urlaubsaufenthalt in den genannten Regionen die untenstehenden Vorsichtsmaßnahmen. Einen Impfschutz gegen das Krim-Kongo-Fieber gibt es nicht.
___________________________________________
Erste Hilfe bei Zeckenbissen
- Zecke möglichst rasch und sanft entfernen (damit sich kein weiterer Zeckenspeichel in die Bißstelle entleert). Am besten mit einer Zeckenkarte / -schlinge vorsichtig heraushebeln oder mit einer Zeckenzange / Splitterpinzette direkt über der Hautoberfläche greifen und unter leichtem Zug u. Drehung entgegen den Uhrzeigersinn herausziehen. Bei Bedarf Fachmann aufsuchen.
- Keine Hausmittel (Spucke, Öl, Kleber etc.) verwenden!
- Bißstelle desinfizieren (z.B. mit Chlorhexidin, Jod, etc.)
- Vermeiden Sie Kneifen oder Druck auf den Zeckenbauch, da sich sonst infektiöser Magensaft / Zeckenspeichel in die Wunde zurückentleert.
___________________________________________
Vorbeugung:
- Meiden Sie Wanderungen in Strauchwerk und hohem Gras.
- Ziehen sie Kindern vor Ausflügen in Busch- od. Waldgebieten leichte, lange, mögl. hautabdeckende Kleidung an, geschlossenes Schuhwerk, Hosenenden in die Strümpfe stecken, Schirmkappen, etc. .
- Repellentien (insektenabweisende Duftstoffe) bieten zusätzlichen Schutz.
- Babies im Freien immer auf hellen Decken krabbeln lassen.
- Nach Aufenthalt im Freien Kinder gründlich nach Zecken absuchen.
- In Risikogebieten: FSME-Impfung
___________________________________________
Wir Kinderärzte von PaedNetz Bayern beraten Sie über die aktuellen Krankheitsentwicklungen in Bayern und den europäischen Urlaubsregionen, sowie die erforderlichen Vorbeugungs- und Behandlungsmaßnahmen.
___________________________________________
Weitere Informationen:
© ML 06/08